Den klassischen PC gibt es immer seltener noch im trauten Heim. Meist sind es mittlerweile Notebooks, Tablets und Smartphones die den Ton angeben. Auch wenn es nur die eigenen vier Wände sind, ist man oft lieber mobil und greift zu einem handlichen Gerät.
Ausserdem hat man heutzutage meist mehr als ein Gerät. Es ist nicht nur 'der Rechner' auf dem man seine Daten hat, sondern meist schon ein gutes Sortiment an Geräten. Notebook im Haus, Smartphone unterwegs und am besten hat jedes Haushaltsmitglied auch noch sein eigenes Gerät.
Damit Daten nicht doppelt und dreifach gelagert werden müssen und jeder stets zugriff hat, empfiehlt sich ein zentraler Punkt im Haushalt wo alles zusammen fließt
So ist ein HomeServer oft schon fast ein muss.
Mit der richtigen Hardware und etwas Zeit lässt sich so nicht nur ein zentrales Datendepot sondern auch gleich ein Multimediasystem fürs Wohnzimmer schaffen.
Eine entsprechende Möglichkeit möchte ich hier vorstellen die bei mir im Haushalt zur vollsten Zufriedenheit ihr Werk verrichtet.
1. Die richtige Hardware.
Bei diesem Punkt kann man natürlich schon wieder einen Glaubenskrieg anfangen. AMD oder Intel. Ich habe mich selbst für ein Intel Board entschieden. Ausschlaggebend war dabei für mich allerdings auch das Layout des Mainboard (siehe unten) welches es so nirgends anders gibt.
Ausserdem ist der Stromverbrauch von Intels Atom CPUs doch noch wesentlich geringer als AMDs Zacate, was sich nicht nur im 24/7 Betrieb bemerkbar macht sondern auch in der simplen Tatsache das sich der Atom problemlos passiv kühlen lässt.
Und das ist ein springender Punkt (zumindest für mich). Ich möchte bei einem Wohnzimmer Multimedia/Serversystem keine surrenden Lüfter. Schließlich sitzt man nicht nur am PC in der guten Stube sondern ließt auch mal ein Buch. Fanless ist also oberstes Gebot.
Ein AMD C-50/60 wäre sicherlich auch eine gute Alternative.
Als einziges Mainstremboard habe ich bisher allerdings nur das Asus c60m1-i gefunden.
Meine Wahl viel aber auf das DN2800MT von Intel.
Kostenpunkt mit 80€ zwar etwas über dem Durchschnitt, dafür aber mit unschlagbarer Ausstattung.
So bietet das Board 2x DDR3-Dimm Slots, 3x PCI-Express (2x als miniPCIE), 2x SATA-300, 6x USB (einaml mit USBSSD support), HDMI, VGA und Spannungswandlung direkt auf dem Board (ein Notebook NT passt hier problemso aber noch mehr dazu beim Thema Gehäuse).
Die CPU mit zwei Kernen und HT a 1,86GHz die dynamisch taktet (speedstep).
Obendrein ist es ultra Flach. Hier braucht es gerade mal eine halbe HE.
Und last but not least ein 1Gbit Intel Netzwerkcontroller, welcher doch wesentlich schneller Daten schaufelt als die ansonsten oft anzutreffende Konkurentz von Realtek, Atheros und co.
Die vielen PCI-EXPRESS Ports bieten hier natürlich auch den einmaligen Spielraum für Zusatzhardware.
Ich habe an den PCI-Express einen zusätzlichen SATA NoName Raid-Controller (Sil3012) mit zwei Ports angeschlossen (sollen ja ein paar mehr Laufwerke rein). In den einen mPCIE kam noch fürs OS eine OCZ Nocti SSD mit 32GB. Der zweite mPCIE Port ist bisher noch frei und bietet Spielraum für spätere Ausbauten (TV-Karte, WLAN, Bluetooth... oder weitere SATA-Ports … wer weis).
Bestückt ist das Mainboard ansonsten noch mit einem 4GB DDR3 Speicher.
Theoretisch würde man wohl auch mit 2GB locker zurechtkommen, aber bei den Speicherpreisen... da würden einen ja später dier Versandkosten für weitere 2GB mehr kosten als der Speicher selbst.
Also zugegriffen.
2. Das Gehäuse.
Das Gehäuse ist natürlich auch ein entscheidender Punkt.
Für mich war es wichtig das möglichst klein und unscheinbar ist. Etwas das sich einfach zwischen die HiFi Anlage stellen lässt. Auch hier scheiden sich natürlich die Geister und ein Fan der Lightshow wird sicherlich etwas anderes wählen.
Meine Wahl viel auf auf das LC-1320MI von LC-Power.
Das Gehäuse ist nicht nur sehr kompakt (etwas größer als eine Wii oder PlayStation) sonder hat auch noch ein externes Netzteil dabei (passend zum MB) und einen integrierten Wandler für ATX (falls es mal ein anderes MB wird – ich hab diesen aber erstmal ausgebaut). Kostenpunk 35€
Platz bietet das Gehäuse von Haus für eine 3,5“ / 2,5“ HDD und ein slim ODD. Mit einer kleiner Bastellei lassen sich aber auch problemlos zwei 2,5“ HDDs einbauen (theoretisch vielleich auch zwei 3,5“ HDDs, aber aufgrund des niedrigeren Stromverbrauch und der wesentlich geringeren Geräuschentwicklung habe ich eh zu Notebookplatten gegriffen).
Die Festplatten neben der oben genannten OCZ Nocti SSD sind bei mir zwei Samsung / Seagate ST1000LM024 geworden.
Dazu dann noch ein passender slim DVD-Brenner.
3. Die Software.
Ein Linux System bietet sich für einem HomeServer natürlich an.
Das spart nicht nur das Geld, sondern lässt einem auch die freie Konfiguration vom Mediacenter bis zum Cloudserver.
Ein Pferdefuss ist hier allerdings der von Intel verbaute PowerVR Grafik.
Intel hat hier nicht die Hand über die Treiber – dieses Problem betrifft allerdings nicht nur Linux sondern genauso Windows.
Es gibt aktuell leider nur Treiber für Windows 7 32bit, Meego, Fedora 16 und Ubuntu 12.04.
Aufgrund der Aktualität fällt die Wahl hier auf Ubuntu 12.04. .
Besonders da es sich hier um eine LTS Version Handelt die einen noch die nächsten fünf Jahre mit Updates versorgt. Das passt.
Die Treiber müssen hier zwar trotzdem noch nachinstalliert werden (siehe unten), aber mit zwei, dreimal copy&paste ist das auch nicht zu kompliziert.
Dafür darf man sich am Ende auch über echte Full-HD HW-Beschleunigung freuen, welche Windows User bis heute noch missen dürften.
Die Ideale Lösung für Performance und Komfort bietet hier Xubunt.
KDE und Gnome laufen zwar, sind aber meiner Meinung nach für die Verwendung überladen.
Wer ein reines NAS System haben möchte, greift natürlich am besten eh gleich nach der Serverversion.
Die Installation von Xubuntu erfolgt erst mal ganz normal.
Die Installation des Grafikkartentreiber funktioniert danach wie folgt:
# sudo add-apt-repository ppa:sarvatt/cedarview
# sudo apt-get install add-apt-key
# sudo add-apt-key 0x4c96de60854c4636
# sudo apt-get update
Hiermit wird das Repository mit den Treiber hinzugefügt und aktualisiert.
# sudo nano /etc/default/grub
Hier muss video=LVDS-1:d unter GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT eingetragen werden. Ansonsten wirde der LVDS Ausgang des Mainboard zuerst angesteuert. In der Regel wird man den Monitor aber wohl am HDMI oder VGA Ausgang angeschlossen sein.
# sudo apt-get install linux-headers-generic linux-image-generic
# sudo apt-get install cedarview-drm libva-cedarview-vaapi-driver cedarview-graphics-drivers
Insatalliert den Kernel, den Treiber und kompliert das nötige Modul. Das ganze kann schon ein paar Minuten dauern.
# apt-get install gdm
Der Displamanager LightDM von Xubuntu macht leider Probleme mit dem Treiber. Mit GDM funktioniert aber alles bestens.
# sudo update-grub2
Aktualisiert Grub.
Danach einmal neu starten und es ist vollbracht.
Um jetzt noch volle HW Beschleunigung für die Videowidergabe zu erhalten muss nur noch vollgendes installiert werden.
# apt-add-repository ppa:sander-vangrieken/vaapi
# apt-get update
# apt-get install mplayer-vaapi
Mplayer kann jetzt mit den Parametern -vo vaapi -va vaapi gestartet werden. Bei Frontends wie gnome-mplayer oder smplayer kann diese in den Optionen übergeben.
4. Auf den Zahn gefühlt.
Ok. Das System läuft, aber was bringt es?
Um einen kleinen Einblick zu gewähren habe ich ein paar Benchmarks durchgeführt. Diese können natürlich je nach Clients (netzwerk) und verwendeten Platten varieren und sollen nur einen groben Überblick bieten was geht und was nicht.
Plattenperfomance:
Benchmarks wurden mit dd über 1,1GB Daten durchgeführt.
OCZ Nocti SSD
write: 6,14235 s, 175 MB/s
read: 4,97483 s, 216 MB/s
bufferd read: 1,01617 s, 1,1 GB/s
seektime: 4250 seeks/second
1TB Samsung HDD über Intel SATA
write: 10,3599 s, 104 MB/s
read: 9,74529 s, 110 MB/s
buffer read: 1,02352 s, 1,0 GB/s
seektime: 49 seeks/second, 20.13 ms
1TB Samsung HDD über Sil 3012 RaiController
write: 12,8056 s, 83,8 MB/s
read: 11,9777 s, 89,6 MB/s
bufferd read: 1,02367 s, 1,0 GB/s
seektime: 45 seeks/second, 21.88 ms
Es fällt auf, das die SSD ihre angegebenen Werte von 260 / 280 MB/s auf jedenfall nicht erreicht. Ob die Werte von OCZ etwas zu optimistisch angegeben wurden oder das Board hier bremst ist noch nicht ganz raus. Da die Performance einer SSD aber auch nicht unbedingt durch die Datenrate sondern vorallem durch die kurzen Zugriffzeiten bestimmt wird, stellt dies ansich aber auch zumindest gefühlt kein Problem da.
Auch die HDD fällt über den zusätzlichen RaidController in der Performance deutlich ab. Der Grund dürfte hier sein das der PCIE Slot lediglich x1 ist. Allerdings würde ich auch nicht für einen einfachene NoName Raidcontroller meine Hand ins Feuer legen.
Klar ist allerdings – ein Hardware Raid nur über den RaidController dürfte keinen Sinn machen.
Wer Raid Nutzen will, sollte die Platte also am besten splitten und dann über Software aufbauen. (Hier kann ich leider keine Ergebnisse liefern, da ich die Platten nicht als Raid betreibe).
Netzwerkperformance:
Was nützen einem schenllen Platten wenn das Netzwerk lahmt?
Getestet mit iperf.
Im LAN konnte ich hier eine Performance von 941 Mbits/sec messen.
Was bei 1Gbit ein sehr guten Wert darstellt.
Beim realen Daten kopieren über samba bin ich auf Werte von 80 MB/s gekommen. Was dann mit Sicherheit auch schon das Limit der Festplatten darstellt.
Hier kann man also wirklich nicht meckern.
Wer mehr braucht, braucht profi Hardware.
Video playback:
Es sollen ja nicht nur Daten von einem zum anderen fließen, sondern das ganze soll auch als MedienCenter dienen.
Der Grafikbereich ist wie Oben schon beschrieben allerdings die Achillesferse des Systems.
Mit der vaapi Viedobeschleunigung läuft aber ansich alles sauber.
Mplayer verursacht bei mir eine bei Full HD eine Systemlast von 15% auf die CPU und gibt das Material größtenteils problemlos wieder. Ich meine in einpaar Streifen ein paar Artrefakte gesehen zu haben, allerdings kann das unterumständen auch am Ausgangsmaterial gelegen haben.
Ansich läuft das zumindest.
Und Gaming?
Heiter bis Wolkig.
Ein großes Problem – die Cedarviewtreiber unterstützen nur OpenGLES aber nicht das volle OpenGL . 3D kann man durch in der Regel vergessen.
Nun ist natürlich die Frage a) was kann man eh unter linux spielen? und b) was will man wenn denn dann spielen?
Ich muss dazu sagen, das ich selbst kein großer Gamer bin und wenn dann auch nicht auf die Idee kommen würde entsprechendes von meine Server zuerwarten.
Trotzdem gibt es ja ein paar kleine Spiele die sich dann doch als Konsolenalternativen mal anbieten.
Lange rede kurzer Sinn. Ich konnte alle Spiele die mir wichtig waren zumindest problemlos an laufen bekommen. So u.a. WorldofGoo und YetItMoves.
So darf man also davon ausgehen das SDL oder Flash basierte Spiele kein Problem sind.
Wer auf diesen Punkt allerdings wirklich Wert legt, der sollte sich doch lieber ein AMD Board zulegen.
Legende:
A: OCZ Nocti 32GB
B: Sil 3132 Raid Controller
C: 4GB DDR3 RAM
C: DVD-Writer (Slimline)
D: Intel N2800 1,86Ghz Dual Core CPU
E: Samsung 1TB HDD (auf Bsp Bild noch alte Toshiba)
F: Samsung 1TB HDD
So liebe Leute, was mich Interessieren würde ist, was ihr so zuhause stehen habt und warum ihr euch dafür / oder dagegen entschieden habt.